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“Erst die Basics, dann die Trends” – Interview mit Michael Atug

13.11.2020

Organisator und Digital Rockstar Michael Atug über die Entwicklung im Bereich eCommerce © KOELNMESSE

ERP, elektronisches Payment, Multichannel: Die Digitalisierung des Handels ist in aller Munde und macht auch vor der Hartwarenbranche nicht Halt. Deshalb wird es auf der INTERNATIONALEN EISENWARENMESSE 2021 eine eigene eCommerce area mit spannenden Lösungen und einem hochkarätigen Eventprogramm geben. Wir haben mit dem Organisator und Digital Rockstar Michael Atug über die area und die Entwicklung im Bereich eCommerce allgemein gesprochen.

Was genau erwartet uns auf der eCommerce area 2021? An wen richtet sie sich?

Unsere eCommerce area ist breit aufgestellt und möchte alle abholen: diejenigen, die starten wollen; diejenigen, die schon gestartet haben und auch diejenigen, die schon weitaus professioneller auf diesem Gebiet agieren. Außerdem gehören Dienstleister zu unserer Zielgruppe, die dort neues Klientel kennenlernen können und die wir in normalen eCommerce-Veranstaltungen sonst nicht treffen. Und natürlich sind generell eCommerce-Interessierte herzlich willkommen.

Aber auch Personen aus dem Bereich Online-Marketing sprechen wir an, unser Speaker Frank Thelen ist da ein großes Zugpferd.

Neben der besagten Key Note von Frank Thelen haben bisher Branchengrößen wie Facebook, ebay und Shopware zugesagt, mit Google sind wir aktuell in guten Gesprächen. Die Besucher erwartet also ein spannendes Programm!

2018 war die Digitalisierung der Branche schon einmal Trendthema, 2020 wäre das Thema mit dir als Partner noch stärker fokussiert worden. Was hat sich seitdem im Bereich eCommerce verändert, vor allem auch in diesem Jahr?

Der wesentlichste Punkt: Seitdem sprechen viel mehr Menschen über das Thema, es ist wirklich in aller Munde. Das hat sich extrem gewandelt, Digitalisierung ist so prominent und stark vertreten wie noch nie – und zwar branchenübergreifend.

Diese steile Entwicklung wurde natürlich dieses Jahr durch die politischen Entscheidungen wie den Shutdown noch einmal verstärkt, wirklich jedes Unternehmen und jeder Händler hat sich mit dem Thema beschäftigt.

Gerade deswegen ist unsere eCommerce area hochaktuell und wichtig! Zusätzlich ist die INTERNATIONALE EISENWARENMESSE eine der ersten wieder stattfindenden Veranstaltungen, was die Bedeutung der Fläche noch einmal unterstreicht: Hier können sich Experten, Unternehmen und Händler zum ersten Mal in Ruhe über ihre Erfahrungen aus 2020 austauschen.

Im Speziellen haben sich auch die Positionen bzgl. DTC verändert – immer mehr Unternehmen haben hier konkrete Strategien entwickelt oder sind schon damit gestartet. Dadurch entsteht natürlich eine ganz neue Diskussionskultur und althergebrachte Positionen und Beziehungen brechen auf.

Davon unabhängig: Welche Trends erwarten uns im Bereich eCommerce in den nächsten Jahren?

„Trend“ ist meiner Meinung nach ein sehr abgenutzter Begriff und birgt Probleme in sich. Über Themen wie KI, Videoshopping oder die Einführung von anderen Payment-Optionen wird schon seit Jahren gesprochen, aber was ist hier passiert? Nicht wirklich viel. Wenn man zu sehr in die Zukunft blickt, verliert man die Gegenwart aus den Augen – und hier haben viele Unternehmen und Portale noch großen Nachholbedarf, was die Basics angeht, z.B. das User Interface und die User Experience, Cloud-Lösungen, die Funktionalität der Plattform oder den Check-Out.

Aber wenn wir uns die herumschwirrenden Trends einmal anschauen, sind zusätzliche Payment-Optionen wie z.B. über WhatsApp besonders spannend, auch für die Endverbraucher – wir werden sehen, wohin die Reise hier geht.

Auf welchem Stand siehst du die Hartwarenbranche in Bezug auf Online-Vertriebsformen?

Ich habe schon 2018 in der Eisenwarenzeitung ein sehr kritisches Interview unter dem Titel: „Geh doch sterben“ gegeben. Und leider muss ich sagen: Meine Worte von damals gelten auch heute noch, seitdem hat sich nichts getan. Der Vertrieb ist meistens noch wie vor 30 Jahren aufgestellt, unflexibel und unkreativ. Für viele Unternehmen funktioniert es auf den alten Wegen noch „gut“ und deshalb ist wenig Bewegung vorhanden. Jüngere Menschen in Führungspositionen würden der Branche wahrscheinlich gut tun, aber die sind leider noch nicht auf den „großen Sesseln“ angekommen.

Eins lässt sich festhalten: Die Macher-Unternehmen, die sich intensiv mit dem Thema Digitalisierung und Online-Handel auseinandersetzen, Ideen, Strategien und ein frisches Image entwickeln, die sind definitiv die Gewinner – da fällt mir zum Beispiel Wera ein.

Bei digitalen Marktplätzen kommen einem sofort Amazon und eBay in den Sinn. Gibt es noch andere Optionen und welche Vorteile hat der Verkauf auf solchen Plattformen?

Amazon und eBay sind natürlich immer noch das Maß aller Dinge, aber im Kommen sind auch real. de, Mano Mano und Otto, dir wir jetzt einbinden – wir sind schon gespannt, wie sich das entwickelt! Daneben setzen wir persönlich auch verstärkt auf Newsletter-Marketing und Google Advertising.

Denn mein Credo seit ewigen Jahren lautet: Stellt euch breit auf! So kann man selbst freier agieren und ist nicht so abhängig.

Ein konkretes Beispiel: Mit rakuten.de hatten wir eine sehr erfolgreiche Zeit, wir haben dort innerhalb der letzten zwölf Monate 250.000 € Netto-Umsatz gemacht – und plötzlich wurde Ende September beschlossen, den Marktplatz zu schließen. Man macht sich also nicht nur von den Marktplätzen selbst, sondern auch von Prozessen abhängig, die man selbst nicht beeinflussen kann – man hat einfach keine Garantie, dass die vorhandene Verkaufsberechtigung für die nächsten Jahre in dieser Form weiter bestehen bleibt.

Trotz aller Digitalisierung: Warum ist eine (physische) Plattform wie die INTERNATIONALE EISENWARENMESSE immer noch wichtig für die Branche? Wie kann die Messe selbst digitaler werden (Stichwort Hybride Messe)?

Nichts ersetzt ein Vier-Augen-Gespräch, das sage ich seit Jahren und habe es 2020 nochmal besonders gemerkt – denn ich gehöre ja innerhalb der Branche zu denjenigen, die am meisten reisen.

Digital kann und muss man in diesen Zeiten auch etwas anbieten, aber es ist einfach nicht dasselbe wie ein netter Kaffeeplausch von Angesicht zu Angesicht: Hier entwickeln sich ganz andere Gespräche – Stichwort: „Vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen“. Die digitale Kommunikation ist einfach eine andere und fördert Diskussionen nicht so stark. Man möchte die Leute gerne treffen.

Digitale Angebote sind natürlich sehr hilfreich für Leute aus dem Ausland, die nicht anreisen können, aber trotzdem gerne Know-How mitnehmen möchten. Ich bin schon sehr gespannt, wie die Koelnmesse das umsetzen wird!